Bei der Himmelsbestattung handelt es sich um einen festen Bestandteil der tibetischen Kultur. Dabei sollen die Verstorbenen eins mit der Natur werden.
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Tibet gehört mittlerweile zu den beliebtesten Reisezielen in Asien. Neben den phantastischen Naturschönheiten sowie den beeindruckenden Bauwerken ist es auch die besondere Kultur der Tibeter, die viele Besucher in ihren Bann schlägt. Manche Sitten werden jedoch vor allem von europäischen Gästen mit Skepsis und Unbehagen betrachtet. Dazu gehört in erster Linie die Himmelsbestattung.
Neben der weltweit üblichen Erd- und Feuerbestattung werden in Tibet die Verstorbenen auch durch die sogenannte Himmelsbestattung beigesetzt. Sie zählt zur Luftbestattung, auch Sky Burial genannt, und ist einigen Reisezielen Zentralasiens verbreitet. Oft wurde sie praktiziert, weil der Erdboden der Steppe zu hart für eine Erdbestattung war. Nicht selten mangelte es zudem an Brennholz. Aber auch religiöse und ethische Beweggründe spielten bei der Entstehung der Himmelsbestattung eine wichtige Rolle.
Von einer Himmelsbestattung ist die Rede, wenn der Leichnam des Verstorbenen am Tage der Beisetzung von speziellen Leichenbestattern, den Ragyapas, zerstückelt und anschließend an die Geier verfüttert wird. Zu diesem Zweck werden die Aasfresser von den Bestattern angelockt. Nach dem Glauben der Tibeter bringen die Geier die verstorbenen Menschen in das Bardo. Damit ist ein Zustand zwischen Tod und Wiedergeburt gemeint.
Im Buddhismus gilt die Himmelsbestattung als unüblich. Dass sie sich in Tibet durchsetzte, ist auf die harten Winter in dem Hochgebirgsland zurückzuführen, durch die der Erdboden ständig gefroren ist, was in früheren Zeiten eine Erdbestattung unmöglich machte. Außerdem war oft nicht ausreichend Brennholz vorhanden, um eine Bestattung mit Feuer durchzuführen. Aus diesem Grund ließen die Tibeter die Himmelsbestattung in den regionalen Buddhismus einfließen.
Im Jahr 1960 erließ die Regierung der Volksrepublik China ein Verbot der Himmelsbestattung. Ab 1980 wurde das Verbot jedoch wieder aufgehoben. So stellt die Himmelsbestattung auch in der heutigen Zeit noch eine häufig praktizierte Bestattungsform in Tibet dar, obwohl trotz technischer Fortschritte Erd- und Feuerbestattungen in dem Hochgebirgsland mittlerweile leichter möglich sind.
Durchgeführt werden die tibetischen Himmelsbestattungen zumeist im Tal des Buddha. Das Tal liegt unweit vom Berg Kailash, der auch als Göttersitz gilt.
Nach dem Tod verweilt die Leiche der verstorbenen Person drei bis fünf Tage lang in ihrem Haus. Während dieser Zeit liest dort ein Lama aus dem Tibetischen Buch der Toten vor. Auf diese Weise soll der Verstorbene dazu gebracht werden, seinen Körper endgültig zu verlassen. Am Tage der Bestattung wird der Leichnam, bevor die Sonne untergeht, zum Bestattungsplatz transportiert. Zuvor nimmt der Lama noch eine letzte Beschwörung vor.
Die Ragyapas, die auch Domden genannt werden, bahren den traditionell in weiße Tücher gehüllten Körper des Toten auf einer Plattform auf, an der sich zahlreiche Gebetsfahnen befinden. Die Bestatter entkleiden die Leiche und ritzen mit einem Messer ein religiöses Symbol, das Glück bringen soll, in die Haut ein. Zu diesem Zweck wird der Körper mit dem Bauch auf einen flachen Stein oder eine aufgeschüttete Kieselfläche gelegt.
Um die Geier anzulocken, wird ein Feuer mit Wacholderzweigen in einem Ofen angezündet. Gleichzeitig sagen die Bestatter immer wieder Gebete auf. Nächster Schritt ist das Aufschneiden der Leiche von Kopf bis Fuß sowie das Offenlegen von Knochen und Fleisch.
Angelockt durch den Rauch und den Geruch des Fleisches tauchen schließlich die Bartgeier auf. In sicherem Abstand lassen sich die großen Vögel in der Nähe nieder. Die Ragyapas zerteilen den Leichnam währenddessen in einzelne Stücke und überlassen ihn dann den Geiern, die ihn auffressen.
Die Knochen, die noch übrig geblieben sind, werden mit einem stumpfen Hammer zerschlagen und zerstoßen. Anschließend vermischen die Bestatter das tibetische Nationalgericht Tsampa mit den Überresten der Knochen, wodurch es in der Luft zu einer feinen Nebelwolke kommt. Dadurch werden wiederum jene Geier angelockt, die noch nicht satt geworden sind.
Nach dem Zerkleinern des Skeletts werden den Geiern auch dessen Überreste zugeworfen. Den Schädel des Toten zerbrechen die Bestatter mit einem Stein. Während dieses Vorgangs werden Mantras zitiert. Zum Schluss vermischen die Ragyapas das Gehirn des Toten ebenfalls mit Kochenstaub und Tsampamehl, das dann ebenfalls an die Geier geht.
Auf manche Touristen, die Zeuge einer tibetischen Himmelsbestattung werden, wirkt diese ungewöhnliche Prozedur oft verstörend. Manche Besucher sind sogar regelrecht schockiert. Wer Bedenken hat, sollte dieser Zeremonie besser fernbleiben. Grundsätzlich ist es wichtig, Achtung und Respekt vor dem religiösen Hintergrund der Himmelsbestattung zu haben. So herrscht in Tibet eine andere Auffassung von Körper, Geist und Seele.
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